Gemüse vorziehen: So klappt’s mit Ihren Tomaten, Zucchinis & Co.
Tomaten, Zucchinis und andere Gemüsesorten schmecken aus dem heimischen Garten bekanntlich einfach besser! Um Ihren Pflanzen einen optimalen Start zu ermöglichen, erklären wir, wie Sie sie auf der Fensterbank, im Mini-Gewächshaus oder Frühbeet vorziehen können und was Sie dabei alles beachten sollten.
Warum sollten Sie eigentlich vorziehen?
Zwar blättern Gartenfreunde derzeit noch in Samenkatalogen und sichten Onlineshops nach neuen Gemüsesorten, doch schon bald geht es wieder los: Ab Mitte / Ende Februar beginnt die Pflanzzeit!
Viele Gemüsesorten und Salate werden auf der Fensterbank vorgezogen, damit sie im Spätfrühling groß genug sind, um ins Freiland umgepflanzt zu werden. Der Grund liegt nahe: Die beliebtesten Gemüsesorten benötigen gleichmäßige Wärme und Feuchtigkeit – etwas, das bei der Aufzucht in unseren Breiten mit plötzlich einsetzendem Frost nicht garantiert werden kann. Das spätere Aussetzen stellt dabei keine hoffungsvollere Alternative dar. Denn im Mai, wenn es warm genug wäre, bliebe für die Entwicklung der Pflänzchen nicht genügend Zeit. Die Keimlinge würden zudem von der ersten Trockenheit dahin gerafft.
Die Alternative zum selber Vorziehen ist der Kauf von Jungpflanzen, die der Handel während der Auspflanzzeit anbietet. Sie ersparen sich dadurch viel Arbeit, sind dafür in der Sortenwahl jedoch recht eingeschränkt. Die Auswahl unter den verschiedenen Gemüsesamen hingegen ist riesig: neue und alte Sorten, andere Farben und Formen, gekaufte, selbst geerntete und getauschte Samen – das Auswählen und den Keimlingen danach beim Wachsen zuzuschauen macht einfach Spaß!
Welches Gemüse eignet sich fürs Vorziehen?
Viele Gemüsesorten lassen sich mit Erfolg vorziehen: Tomaten, Paprika, Pepperoni, Auberginen, Physalis, Salat, Lauch, Zucchini, Mangold, Kürbis, Gurken und Melonen. Auch Kohlrabi, Broccoli, Blumenkohl und andere Kohlsorten können Sie ohne großen Aufwand, aber mit längerer Keimdauer, vorziehen.
Gemüse vorziehen: Der richtige Zeitpunkt für den Start
Wer nach Informationen über den richtigen Zeitpunkt zum Start der Vorkulturen sucht, findet recht unterschiedliche Angaben. Einige Autoren raten dazu, Tomaten schon Mitte Februar zu säen, andere empfehlen dafür eher den Zeitraum von Ende Februar bis Mitte/Ende März. Bei unserer Recherche für diesen Artikel sind wir sogar einmal auf Januar als Aussaatsmonat gestoßen – wovon wir aus folgendem Grund nur abraten können.
Grundsätzlich benötigen die Samen zum Keimen Feuchtigkeit und die richtige Temperatur. Darüber hinaus braucht der Keimling aber auch genügend Licht, um zu gedeihen! Deshalb bringt es nichts, zu früh zu starten. Denn eine Pflanzschale auf der warmen Fensterbank verhilft den Samen zwar zur Keimung, doch ist die Sonne für die optimale Entwicklung der Sämlinge dann noch nicht stark genug. Diese werden dann lang, dünn und schwach – sie „vergeilen“ und fallen um. Vor dem März ist das Vorziehen auf der Fensterbank also ein Risiko. Nur Gemüsesorten mit langer Keimdauer wie Auberginen, Paprika, Chili und Peperoni können Sie unbedenklich schon ab Mitte/Ende Februar einpflanzen; alle anderen Samen sollten erst im März in die Erde kommen.
Im Gewächshaus und im Frühbeet ist die Belichtung zwar meist besser, doch ist hier die nötige Wärme das Problem. Frostfreiheit genügt den wärmebedürftigen Gemüsepflanzen nicht, sie benötigen warme 20 Grad, um zu keimen.
Die allerbeste Auskunft über den richtigen Zeitpunkt bekommen Sie von Ihren Nachbarn, da das Klima regional sehr unterschiedlich sein kann. In Norddeutschland kommt der warme Frühling später als im Rhein-Main-Gebiet. Man kann erst später auspflanzen, beginnt also besser auch später mit der Vorkultur. Erfahrene Gartenfreunde und erfolgreiche Balkongärtnerinnen sind also die allerbeste Info-Quelle für Ihre eigenen ersten Versuche!
Welche Erde fürs Vorziehen von Gemüse?
Neben Feuchtigkeit, Licht und Wärme benötigen die Keimlinge zum Wachsen spezielle Anzuchterde. Das Substrat sollte möglichst wenig Nährstoffe enthalten, damit der Keimling angeregt wird, schnell starke Wurzeln zu bilden. Sind die Wurzeln gleich mit ausreichend Nährstoffen umgeben, gibt es für die kleine Pflanze wenig Grund mittels Wurzelwachstum „auf die Suche zu gehen“ – logisch, oder?
Der Handel bietet entsprechend nährstoffarme Anzuchterde an, die zum größten Teil aus Torf besteht. Da immer mehr Gartenfreunde die letzten Moore schonen wollen, kommt immer häufiger Kokoserde zum Einsatz, die sehr gut Wasser speichert und in gepresster und getrockneter Form erhältlich ist. Vorteilhaft ist dabei das geringe Gewicht im Lieferzustand: Sie müssen dann nur noch warmes Wasser dazu geben und schon entstehen aus einem Brikett-förmigen Kokosblock acht bis zehn Liter anwendungsbereite Anzuchterde.
Gemüse vorzuziehen: verschiedene Varianten
Wie also sollte Gemüse optimal vorgezogen werden? In welchen Behältern?
- Das Vorziehen in Töpfen: Klassische Tontöpfe oder die Kunststofftöpfe, in denen Jungpflanzen verkauft werden, eigenen sich auch für die Anzucht von Gemüse. So geht’s: Mit Anzuchterde auffüllen, befeuchten und die Samen aus den Tütchen einpflanzen. Ein wenig Abstand zwischen den Samen lassen, diese dürfen sich nicht berühren! In der Regel sollte der Samen nicht tiefer im Substrat sitzen als er hoch bzw. breit ist.
- Eierkartons, unterteilte Pflanzschalen und aus Zeitungspapier gewickelte Pflanztöpfchen eignen sich als Alternative zu Töpfen.
- Quelltabletten aus Kokos sind besonders bequem zu nutzen: Ein Samen pro Tablette und Sie sparen sich das Pikieren, also das Vereinzeln der Pflänzchen, die zu mehreren in einem Topf oder einer Schale heranwachsen.
- Minigewächshäuser sind noch komfortabler: Dabei handelt es sich um Komplettlösungen, die nicht nur die passenden unterteilten Behälter mitliefern, sondern auch durch ihr transparentes Dach dafür sorgen, dass die gleichbleibende Wärme und Luftfeuchtigkeit optimale Wachstumsbedingungen für die Sämlinge garantieren.
Bei allen Varianten ist es wichtig, dass Sie für genügend Feuchtigkeit sorgen. Weder die Samen noch die alsbald sprießenden Keimlinge dürfen austrocknen! Am besten befeuchten Sie die Sämlinge regelmäßig mit einer Sprühflasche. Anders als beim Gießen besteht so nicht das Risiko, die Samen mit dem Wasserstrahl fortzuspülen. Zu nass sollte die Anzuchterde aber auch nicht werden, denn sonst droht Ihren Keimlingen ein Schimmelbefall.
Als Standort für die Anzucht eignet sich ein heller und warmer Ort: die Fensterbank ist optimal!
Gemüse-Aussaat im Gewächshaus und Frühbeet
Im Gewächshaus ist das Vorziehen von Gemüse nur ratsam, wenn Sie entsprechend warme Temperaturen schaffen können. Beispielsweise in einem Wintergarten mit Verbindung zum Wohnhaus. Es gibt auch beheizbare Minigewächshäuser und Anzuchtkästen, die in einem ansonsten ungeheizten Gewächshaus genutzt werden können, sofern ein Stromanschluss vorhanden ist. Ein ganzes Gewächshaus zu beheizen, um Gemüse vorzuziehen, lohnt nur im gewerblichen Anbau und ist in privaten Gärten nicht üblich.
In wärmeren Regionen sind allerdings auch im ungeheizten Gewächshaus Frühjahrskulturen von Rettich, Radieschen, Kohlrabi und Salat möglich, die jedoch nicht vor Ende Februar/Anfang März gepflanzt werden sollten. Viele Gartenfreunde nutzen das Gewächshaus als zweite Station nach der Fensterbank, z.B. für Tomaten. So kommen Freilandsorten als Jungpflanze im Topf noch für einige Zeit ins Gewächshaus, bevor sie nach den Eisheiligen im Garten ausgepflanzt werden. Schutzbedürftige Sorten sollten direkt ins Gewächshaus gepflanzt werden. Beides jedoch nicht vor April und nur wenn das Gewächshaus frostsicher ist. So schützen Sie Ihr Gemüse vor Schädlingen im Gewächshaus!
Nur wenig Platz im Garten benötigt die Gemüse-Anzucht im Frühbeet. Hier bekommen die Pflänzchen ausreichend Licht und sind so für die spätere Auspflanzung abgehärteter als die Jungpflanzen von der Fensterbank. Voraussetzung ist allerdings, dass auch hier für die nötige Wärme gesorgt ist und Kälteeinbrüche den Keimlingen nicht zusetzen.
Mit einer Naturheizung schaffen Sie ganz ohne Strom die nötige Wärme.
- Heben Sie den Boden unter dem Frühbeet zirka 40 Zentimeter tief aus.
- Füllen Sie die ersten 20 Zentimeter mit einer Schicht aus Pferdemist, gemischt mit Laub und Stroh auf. (Kleiner Tipp: Reitställe in der Umgebung geben ihren Pferdemist gerne an Gartenfreunde ab.)
- Obenauf kommt eine Schicht aus Gartenerde mit einem hohen Anteil an Anzuchterde.
- Eine Woche warten, dann erst die Samen einsähen!
Die Naturheizung funktioniert, denn die Zersetzung des stickstoffreichen Pferdemists erzeugt Wärme, die die Samen und Keimlinge von unten wärmt. Das klappt sogar, wenn im Garten noch Schnee liegt! Dennoch sollte das Frühbeet erst nach den schlimmsten Frösten gestartet werden. Öffnen Sie die Abdeckung, sobald es wärmer wird und die Naturheizung nicht mehr benötigt wird! Wichtig ist auch, das Frühbeet nicht zu lange unbeaufsichtigt zu lassen, denn sobald die Sonne länger und wärmer scheint, muss gelüftet werden, um einen Hitzestau im Inneren zu verhindern.
Nach der Anzucht: Pflänzchen pikieren
Sobald die jungen Gemüsepflänzchen zwei echte Blattpaare entwickelt haben, ist es Zeit sie zu vereinzeln (pikieren), sofern sie zu mehreren im selben Topf bzw. einer Schale stehen. Sie brauchen jetzt mehr Platz – ihre Wurzeln sollen sich ja nicht unentwirrbar miteinander verschränken. Zudem konkurrieren die Pflänzchen jetzt um Licht, Wasser und Nährstoffe. Sie können sich in der zunehmenden Enge nicht mehr optimal entwickeln.
Wer die Samen einzeln in Quelltabletten vorgezogen hat, muss die Pflänzchen erst dann in kleine Töpfe umsetzen, wenn der Ballen sichtbar durchwurzelt ist. Diese Methode spart nicht nur Arbeit, sie ist für die Pflanze auch schonender, da keine Wurzelverletzungen durch die Vereinzelung drohen.
Vorsichtiges Pikieren erledigen Sie am besten mit einem Pikierstab, es geht aber auch mit einem Eisstil, einem Bleistift oder Löffelstil.
- Befeuchten Sie die Schalen oder Töpfe vor dem Pikieren, dann geht das Herauslösen der einzelnen Pflänzchen leichter.
- Mit dem Stab hebeln Sie dann jeden Keimling vorsichtig aus der Erde, nehmen ihn heraus und setzen ihn in ein mit dem Stab geschaffenes Loch im eigenen Topf.
- Setzen Sie Chili, Lauch, Paprika und Tomaten so tief, dass die Erde bis zu den Keimblättern reicht. Andere Jungpflanzen werden genauso tief eingesetzt wie sie bisher standen. Salat sollten Sie weniger tief setzen als bisher, um dessen Kopfbildung anzuregen.
- Drücken Sie die Erde leicht fest und wässern Sie die Jungpflanze.
Das Gemüse auspflanzen: So geht’s richtig
Der Frühling schreitet fort, die jungen Pflänzchen gedeihen prächtig und werden immer größer. Welcher Zeitpunkt ist nun optimal, um sie in den Garten auszupflanzen? Jeder kennt die alte Regel, dass alle wärmebedürftigen Gemüsesorten erst nach den „Eisheiligen“ ausgepflanzt werden sollten. Denn erst nach diesen Tagen seien keine Frosteinbrüche mehr zu befürchten.
Die Heiligengedenktage stehen immer fest im Kalender – deshalb sind die Eisheiligen jedes Jahr vom 11. bis 15. Mai.
Bitte beachten Sie: Leider ist diese alte Bauernregel alles andere als exakt! Zum einen bezieht sie sich auf den alten julianischen Kalender, umgerechnet lägen die Eisheiligen heute eine gute Woche später. Zweitens gibt es durchaus Jahre, die schon früher sehr warm verlaufen, ganz ohne späten Frost. Und schließlich unterscheidet sich das Klima wiederum regional, so dass von einer einheitlichen Regel nicht die Rede sein kann.
Vor dem Auspflanzen abhärten: Vorgezogene Gemüsepflanzen dürfen nicht von jetzt auf gleich ins Freie gesetzt werden. Durch die gut geschützten Bedingungen, die die Keimlinge bisher gewöhnt waren, sind sie empfindlich und würden durch die plötzliche Veränderung Schaden nehmen: Wind, Sonne, eine andere Erde und heftige Temperaturwechsel von Tag auf Nacht können zu einem Wachstumsschock und sogar zum Eingehen der Pflanze führen.
Gewöhnen Sie die Pflänzchen also langsam an die künftige Freilandsituation. An warmen Tagen können sie jetzt für ein paar Stunden auf den Balkon, jedoch nicht gleich an einen sonnigen Platz. Nach und nach können Sie diese Zeit verlängern und die Pflanzen auch mal für kurze Zeit in die Sonne stellen. Ist kein Frost zu befürchten, können sie dann auch über Nacht draußen bleiben – evtl. geschützt durch eine Schutzhaube und wärmedämmendem Material unter den Töpfen.
Öffnen Sie die Fensterklappem im Frühbeet auch erst stundenweise, so dass sich die Pflänzchen langsam ans Freilandklima gewöhnen können.
Gut abgehärtete Pflanzen wachsen im Garten schneller und besser an. Sie sind standfest und weniger kälteempfindlich, sollte es doch noch einmal kalt werden.
Wir wünschen viel Erfolg mit Ihrem selbst vorgezogenen Gemüse!
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Titelbild: Romberg / Samenhaus.de
Artikelbilder: Bild 1: brozova / Fotolia (#40768684); Bild 2 (Collage): Tontöpfe: Cora Müller (#51009009), Minigewächshaus, Kokos-Quelltabletten: Romberg / Samenhaus.de, Zeitungstöpfe: Petra Schüller / Fotolia (135700912); Bild 3: GartenHaus GmbH, Bild 4: LianeM / Fotolia (#12940544); Bild 5: Printemps / Fotolia (#52315771)
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